Empfehlungen für Yoga-Matten

Oft werde ich gefragt, welche Yogamatten ich empfehlen kann, ob eine eigene Matte überhaupt notwendig ist und was die Unterschiede sind. Und zwischen Yogis sind die Vor- und Nachteile verschiedener Matten immer ein willkommenes Small-Talk-Thema. Welche ist die beste? Es kommt drauf an… Hier ein paar Anhaltspunkte.

Kriterien

Länge, Dicke & Gewicht

Die meisten Matten haben eine Länge von etwa 180 cm. Damit sind sie gut geeignet für Yogis mit einer Größe von bis zu 170 cm. Wer größer ist, muss leider etwas genauer suchen, denn viele Hersteller bieten längere Matten an, diese sind aber nicht immer auf den ersten Blick zu finden. Trotzdem drauf achten, dass die Matte 10cm - 15 cm länger ist als die Person, die sie benuzten möchte.

Je dicker die Matte ist, desto besser dämpft sie wahrscheinlich. 5-6 mm Dicke sind finden sich bei Standard-Matten, 4 mm bei “lite” und 1-2mm bei Reisematten. Ob die Standard- oder lite-Matte besser ist, hängt davon ab, wie oft und was für ein Yoga gemacht wird. Fürs Yin- oder Restorative Yoga empfiehlt sich so viel Dämpfung wie nur möglich, übt man mehr Vinyasa oder viele Balancen, kann ein direkterer Kontakt zum Boden von Vorteil sein.

Betrachtet man das Gewicht der Matten, so fällt auf, dass sie entsprechend ihrer Größe und Dicke alle in einem ähnlichen Bereich landen: etwa 1,5-2,5 kg für eine lite-Matte und 2-3,5 kg für eine Standard-Matte, die extra langen Matten auch etwas schwerer. Wirklich interessant ist das Gewicht nur, wenn der Plan ist, die Matte regelmäßig zum Studio und wieder zurück zu tragen. Dann ist es eine Überlegung wert, sich eine Matte zu kaufen, die wirklich nur so groß und dick ist, wie man sie braucht.

Material

Gemacht werden die Matten aus Kautschuk oder aus PVC, PU oder ähnlichen Kunststoffen. Gefühlt haben viele Kautschuk-Matten einen stärkeren Grip. Mehr Grip ist nicht zwangsläufig besser, es ist Geschmackssache. Die meisten Anfänger haben gern so viel Griff wie nur geht und daran ist auch nichts verkehrt. Je sicherer ihr im herabschauenden Hund steht, desto besser könnt ihr an den Feinheiten arbeiten. Einige fortgeschrittene Yogis ziehen Matten mit einem mittleren Halt vor, da es auf ihnen einfacher ist, kleine Anpassungen in den Fuß- und Handpositionen zu machen. In Sonnengrüßen verschiebt man beim Übergang von Chaturanga (Dandasana) zu heraufschauendem Hund die Fußrücken auf der Matte, und das ist ohne viel Reibung natürlich angenehmer. Grundsätzlich, wer viel schwitzt, hat lieber eine Matte mit maximalem Griff.

Außerdem gibt es den grundätzlichen Unterschied, ob sich die Oberfläche der Matte glatt und geschlossen oder porös und offen anfühlt. Glatt meint in diesem Fall nicht rutschig, sondern wie glatt wie Porzelan oder Glas. Den Unterschied spürt man vor allem, wenn es mal richtig warm wird: Die porösen Matten haben eine größere Oberfläche, sodass Schweiß einzieht und sich verteilt und nicht wie bei den glatten Matten als gefühlte Pfütze oben liegen bleibt.

Wichtig zu wissen ist, dass Naturkautschuk von UV-Licht und Fetten aufgelöst werden kann. Die Matte also nicht ständig dem Licht ausgesetzt lassen und beim Reinigungsspray darauf achten, dass es keine Öle enthält. Ätherische Öle richen zwar schön, und manche haben auch desinfizierende Eigenschaften, tun der Matte auf lange Sicht aber nicht gut. Ebenfalls zu beachten ist, dass Kautschukmatten sehr geringe Restmengen an Latex enthalten, also nicht für Menschen mit Latexallergie geeignet sind.

Der Trick bei Reisematten

Reisematten sind sehr, sehr dünn. Für viele sind sie zu dünn, um auf ihnen allein zu praktizieren. Die Lösung ist einfach: Studiomatte unten, eigene Reisematte darüber. Bietet den Komfort der vollen Dämpfung, vollen Griff und die Sicherheit, wenn, dann nur mit eigenem alten Schweiß in Berührung zu kommen. Ein weiterer großer Vorteil von Reisematten ist, dass sie sich falten lassen. Dadurch muss man sie nicht als separate Rolle tragen, sondern kann sie auf A4-Format gefaltet mit in der Tasche oder Rucksack verstauen. Deswegen nutze ich meine Matte auch gerne als Unterlage im Park im Sommer.

Ist es etwas knapp im Geldbeutel, kann eine Reisematte auch eine gute Anschaffung sein, nämlich in Kombination mit einer alten Matte, die noch da ist, oder einfach über einem dicken Teppich. Für 30 € - 50 € bekommt man die gleiche, hohe Oberflächen-Qualität wie bei den full-size Modellen.

Wie testen

Es ist immer am besten, sich die Matte im Laden, oder noch besser im Studio, einmal in echt anzusehen. Die Dämpfung, die die Matte bietet, sollte sich fest wie ein Radiergummi anfühlen. So bietet die Matte auch noch Dämpfung, wenn ein großer Teil des Körpergewichts auf dem empfindlichen Knie lastet. Auf weicheren Gymnasikmatten sinkt man in solchen Fällen “durch” und spürt dann doch den Boden.

Außerdem sollte die Matte bei Zug an einer Ecke sich nicht großartig verformen, sonst wird sie das auch in jedem Ausfallschritt tun.

Davon abgesehen gibt es viele Faktoren, die letztenendes Geschmackssache sind, also: ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren!

Meine Matten

Meistens läuft das Gespräch darauf hinaus, welche Matte ich selbst benutze. Hier ist die Antwort: Maduka eKO. Die normale 6 mm für zu Hause und wenn ich die wuchtige 3 kg Matte nicht weit tragen muss, ansonsten die SuperLite Travel Mat.

Der Brummer: Manduka eko

Die eKO ist 180 cm x 61 cm groß und 6 mm dick. Gemacht aus Kautschuk, bietet die Matte eine exzellente Dämpfung für empfindliche Knie und Handgelenke. Wie erwähnt über 3 kg Gewicht. Und wer damals mal einen 3 kg Laptop durch die Gegend geschleppt hat, weiß, dass das über längere Strecken keinen Spaß macht. Die Oberfläche der Matte ist auf der Ober- und Unterseite unterschiedlich, eine Seite ist etwas glatter verarbeitet. Der Halt auf beiden Seiten ist hoch. Ich ziehe die glattere Seite vor, andere fühlen sich auf der Unterseite wohler. Gut zu wissen ist, dass die Matte mit der Zeit ein wenig von ihrem Halt verlieren wird, welches aber wirklich lange dauert und mit fortschreitender Praxis kein Problem darstellt. Nach wie vor meine Lieblings-Kautschukmatte.

Die Leichte: Manduka eko superlite

Die eKO superlite hat die gleiche Größe wie die normale eKO (180 cm x 61 cm), ist allerdings nur 1,5 mm dick und dadurch auch nur 1 kg schwer. Meine superlite wird immer eine besondere Matte für mich bleiben, da ich auf ihr mein Yoga Teacher Training absolviert habe. Dort habe ich es auch mit der Zeit sein gelassen, eine Studiomatte unterzulegen und muss sagen, dass ich den direkten, spürbaren Kontakt zum Boden mittlerweile durchaus zu schätzen weiß, besonders in dynamischeren Klassen. Die superlite ist die Matte mit der griffigsten Oberfläche, die ich kenne, sogar etwas stärker als bei der dicken eKO.

Andere Matten

Der Klassiker: Jade Harmony

Als ich 2007 mit Yoga angefangen hab, war die Jade Harmony DIE Matte. Heutzutage sieht man sie weniger häufig, was aber wahrscheinlich mehr damit zu tun hat, dass die Firma wenig Werbung macht und nicht versucht, mit “stylischen limited-designs” unsere Kaufsucht zu befeuern. Eine Eigenschaft, die die Harmony von anderen Matten unterscheidet, ist, dass sie in in Längs- und Querrichtung etwas nachgibt. Statt sofort auf Widerstand zu stoßen, wird die Harmony noch etwas nachgeben, wenn man beispielsweise in den Krieger II tritt. Wer das mag, wird sagen, dass sich die Matte dadurch extra-dämpfend anfühlt und einen sanft immer etwas näher an die eigene Grenze bringt. Wer das nicht mag, wird sagen, es fühlt sich an wie eine billige Gymnastikmatte, nur lange nicht so schlimm. Die Kautschukmatte hat eine offene Oberfläche und mittleren bis hohen Halt.

Der Porsche: Liforme Yoga Mat

Ich war recht überrascht, als ich in einem Berliner Studio unter den Studio-Matten auch die Liforme-Matte sah, schließlich kostet die Matte schlappe 135 €. Grund für den Erfolg von Liforme-Matten sind vor allem die alignment-Linien, die texturiert auf der Oberfläche aufgebracht werden. Kein Grund mehr, sich zu fragen, ob die Fersen in Krieger II jetzt genau in Linie sind oder ob der Fuß exakt 45° nach außen rotiert ist - man sieht es anhand der Linien. Die große Frage ist: Will man das? Positiv zu erwähnen ist, dass kleine Unterschiede in der Position, mit denen man seine schwache Seite entlastet, sofort auffallen. Gegenargument kann hingegen sein, dass man sich an die äußere Form klammert, statt zu hinterfragen, welche Außenrotation des Fußes sich im eigenen Körper nur am stimmigsten anfühlt. Davon abgesehen ist die Liforme eine Matte mit geschlossener Oberfläche und mittlerem Halt.

Die Stylista: lululemon The Reversible Mat

Lululemon ist eine der bekanntesten Marken im Yoga- und Life Style-Premium-Segment. Bekannt auch für die ein oder andere Kontroverse, muss jeder für sich entscheiden, ob er oder sie die Marke unterstützen will. Abgesehen davon ist die Reversible eine Matte mit geschlossener Oberfläche, aber guten, mittleren Halt. Vom Gefühl her nicht unähnlich zur Liforme, nur ohne die Alignment-Linien. Im Gegensatz zu den sonstigen Lululemon Produkten hat die Matte mit 78 € ein annehmbares Preis-Leistungs-Verhältnis. Weiterer Pluspunkt: Als Reversible (Big) Mat mit 213 cm eine der längsten Matten, die es gibt.

Der Geldbeutelschoner: Yogi Bare Paws

Die Yogi Bare Matte ist ebenfalls eine Matte mit geschlossener Oberfläche und bietet einen hohen Halt. Sie hat, ähnlich zur Liforme, texturierte Elemente, nämlich eine Mittellinie und Hand- und Fußzonen an den Enden der Matte. Das Alignment-System der Matte ist nicht so detailiert wie bei Liforme, ob das überhaupt nötig ist, ist wie erwähnt fraglich. Mit etwa 67 € für die 4 mm dicke Matte hat sie einen sehr angemessenen Preis. Meine Empfehlung für eine Matte mit geschlossener Oberfläche.

Noch eine Manduka: Manduka PROlite

Manduka bietet seine PROlite Serie für Studios vergünstigt an, sodass man die PROlite früher oder später trifft. Ein bekannter Faktor ist, dass es einige Wochen braucht, bis die Matte ihre volle Griffigkeit entwickelt. Aber auch dann ist sie, per Design, eine Matte mit mittlerem Halt. Die gesamte PRO-Serie wird aus PVC gefertigt, sodass sie sich auch für Latex-Allergiker eignet und es besteht lebenslange (10 Jahre) Garantie auf die Matte.

Was ich nicht kaufen würde

In allen Kaufhäuser finden sich in der Sportabteilung mittlerweile Yoga-Matten für um 30 €. Einige sind sogar gar nicht schlecht, beispielsweise die Matten von Yogistar. Letzten Endes sind dies immer Matten, die für Yoga-Anfänger gemacht werden, sprich: gute Dämpfung, akzeptabler Halt, niedriges Gewicht. Das ist auch recht sinnvoll, zu Beginn sind die Knie empfindlich und wollen gut gepolstert werden; der herabschauende Hund soll halten, aber es gibt noch keine Sprünge ans vordere Mattenende. Wer sich dafür entscheidet, eine solche Matte zu kaufen, sollte sich darüber bewusst sein, dass man spätestens nach einem Jahr regelmäßiger Praxis die Grenzen dessen, was man auf dieser Matte machen kann, erreicht haben wird. Hier muss jeder für sich entscheiden, ob er oder sie ein Produkt mit solch geringer Lebensdauer kaufen möchte.

Wovon ich guten Gewissens abraten möchte, sind Gymnastik- und Pilatesmatten. Sie sind aus dickem, sehr weichem Schaum, der in alle Richtungen nachgeben wird. Da bieten die meisten Holzfußböden eine bessere Unterlage für Yoga.

Und jetzt? Zusammenfassung & Tips

Alle genannten Matten sind solide, hochqualitative Matten. Wer sich für eine von ihnen entscheidet, kann mit mindestens 5 Jahren Lebenszeit rechnen, tendenziell mehr, angemessener Umgang vorausgesetzt. Besser ist also, sich vorher überlegt zu haben, was einem persönlich wichtig ist.

Wichtige Faktoren:

  • Yoga-Stil

  • Material- und Oberflächen Präferenz

  • Körpergröße und Grad des Schwitzens

  • Geübtheit im Yoga

  • Budget

Neben der Möglichkeit, die Matten als Leihmatten im Studio zu finden, kann man sich vor öffentlichen Klassen auch mal im Raum umschauen, ob jemand vielleicht die Matte hat, für die man sich interessiert. Die Chancen, das die Person den gleichen Stil wie man selbst praktiziert, ist hoch, schließlich steht man im selben Raum. Außerdem kenne ich kaum Yogis, die nicht gerne über ihre Matte sprechen. Gute Fragen im Gespräch: Wie lange machst Du schon Yoga? Wie lange hast Du diese Matte schon? Was gefällt Dir an ihr, und was nicht? Ähm, und wie sehr schwitzt Du so? Wenn es bis dahin gut gelaufen ist, darf man sicherlich auch mal ausprobieren. Testsequenz, die ich ausprobieren würde: Krieger II, Sprinter, Chaturanga, heraufschauender Hund, herabschauender Hund, dreibeiniger Hund, Sprinter, Krieger I, Krieger III.

Also, frohes Testen!

Noch Fragen? Schreib mir hier in den Kommentaren oder eine private Nachricht über das Kontaktformular!